Liebenswert

Ich bin also gesprungen.

Und da war nichts.

Nichts hat meinen Fall gebremst.

Böse aufgeschlagen und liegen geblieben.

Jetzt, 24 Monate später, tun die Narben nur noch selten weh.

Und ich stehe wieder. Noch nicht ganz aufrecht, aber immerhin.

Ich bemühe mich, nicht zynisch zu sein. Nicht aufzugeben, nicht böse und gemein zu werden.

Meistens gelingt es mir.

Ich rauche und trinke zuviel, habe meinen Job gekündigt und gehe wieder einmal weg.

Ich finde, ich habe einen Neuanfang verdient.

Irgendwo anders.

Und selbst, wenn ich ihn nicht verdient habe, will ich ihn trotzdem.

Oft bin ich alleine und oft fühle ich mich einsam.

Manchmal beides zusammen.

Menschen befremden mich, mehr als vorher. Aber ich gebe mir noch Mühe.

Seit Kurzem lerne ich die Gebärdensprache.

Vielleicht gelingt es mir ja so, das zu sagen, was zu sagen ist…

Im Juni fängt mein neuer Job an.

Wieder einmal packe ich mein Leben in Kisten und dieses Mal fühlt es sich anders an.

Dieses Mal könnte alles gut werden.

Published in: on Mai 14, 2012 at 11:53 pm  Comments (7)  

Das Leben kommt immer von vorn…

Und plötzlich relativiert sich alles und man kann wieder atmen.

Nicht so unbefangen und selbstverständlich wie vorher. Aber das Atmen fällt nicht mehr so schwer.

Ich frage mich, was ich daraus gelernt habe und die erschreckende Antwort ist: NICHTS.

Wie in einem kitschigen Hollywood-Film war am 100. Tag die Antwort da und sie war so, wie ich sie haben wollte.

Aus dem Nichts, sollte man meinen.

Aber sie war teuer. Richtig teuer.

Sich einzugestehen, unzulänglich zu sein und trotzdem auf seinem Wert zu beharren ist harte Arbeit.

Rippen verheilt, Seele vernarbt.

Was bleibt ist ein dämliches Grinsen und Angst.

Richtige Angst.

Und die Gewissheit, dass das Leben nur von vorne kommt.

Die Entscheidung, stehen zu bleiben und zu nehmen, was kommt, trifft man nicht bewusst.

Ich jedenfalls nicht.

Und doch gibt es keine Alternative.

Für mich jedenfalls nicht.

Peter Steele hat einmal gesagt:

„Do not base your joy upon deeds of others. For what is given can be taken away.“

Aber wie das gehen soll, hat er für sich behalten.

Manchmal muss man eben einfach springen.

Und nehmen was kommt.

In der Hoffnung, es wird sich lohnen.

In der Hoffnung, es wird jemand da sein, der Dich auffängt.

Bedingungslos.

Stark genug.

Mutiger als Du selbst.

Und wenn man ganz ehrlich ist, hat man ohnehin keine Wahl.

Also: SPRING!

Published in: on Juli 21, 2009 at 10:37 pm  Kommentar verfassen  

Zum Kotzen…

Sonntags darf man nicht bohren.
Und so langsam gehen mir auch die Regale aus.

Also habe ich mich dazu überreden lassen, aus dem Haus zu gehen.
Auf ein Bierchen.

Es sind dann aber doch
2 Cuba Libre
1 Vodka Martini
3 Bier
1 Veterano und
eine vollgekotzte Kloschüssel geworden.

Das mit dem Kotzen ist schon irgendwie peinlich.

Andererseits ist das für jemanden, der gerade alles zum Kotzen findet, eigentlich nur konsequent.

Und ich konnte endlich schlafen.

Nach 4 Aspirin war ich gestärkt genug, dem neuen Tag ein fröhliches „Leck mich am Arsch!“ entgegen zu trällern.

Unnötig zu erwähnen, dass der Tag dasselbe zurückgeträllert hat.

Es gibt diese Werbung (keine Ahnung, wofür die werben…):
„If life kicks ass kick back.“
Nur dass die Klugscheißer vergessen haben, mitzuteilen, wohin ich denn treten soll!

Na, ja. Um es mit den Worten von Herrn Lehmann auszudrücken: Scheiß, der Hund drauf!

Sind ja nur noch 71 Tage.

Published in: on Januar 26, 2009 at 2:20 pm  Comments (4)  

Tool Time

Nachdem ich aus nachvollziehbaren Gründen davon abgekommen bin, mein Seelenheil durch Wohnung putzen wieder herzustellen, musste also Plan B her:

Handwerkerarbeit!

Ehrliche, schweißtreibende Handwerkerarbeit.

Also ab in den Baumarkt und eine Bohrmaschine gekauft.
Nicht so ein Mädchenteil, sondern eine wahre Killermaschine.
Geld spielt keine Rolle, entscheidend ist nur die Wattzahl!
POWER!!!

Noch fachmännisch Schrauben, Bohrer und Dübel ausgesucht und dann den Rest des Tages im Blaumann mit meinem neuen Freund aus dem Hause Bosch verbracht. Netter Kerl. Und hält die Fresse, wenn man es von ihm verlangt.

Aber bis auf die Tatsache, dass meine Wohnung jetzt der Regalabteilung eines Möbelhauses ähnelt und ich wahrscheinlich eine Staublunge habe, hat sich nichts geändert.

Dann werde ich jetzt ein Feierabendbierchen zischen, die 5. Staffel M.A.S.H. einwerfen und einen weiteren Tag von meiner Liste streichen.

Bleiben nur noch 73.

Published in: on Januar 24, 2009 at 1:19 pm  Kommentar verfassen  

Spare Ribs

Irgend jemand hat einmal gesagt, dass der Zustand der eigenen Wohnung den Zustand der Seele abbildet.

Im Umkehrschluss müsste das ja heißen, dass dieses Scheißgefühl, das ich seit Dezember mit mir herumtrage, endlich verschwindet, wenn ich nur meine  Wohnung aufräume und putze, oder?

Dachte ich letzten Samstag jedenfalls…
(irgendwie sind Samstage nicht so mein Ding!)

Jedenfalls habe ich angefangen zu putzen. Gründlich. Sogar in den Ecken. Und die Fenster.

Und ich hätte es wissen müssen, dass das eine Scheißidee war. Zum einen ist es stinklangweilig und zum anderen ist mir beim Fensterputzen das ganze Putzzeug aus dem Fenster gefallen.

Aber ich habe nicht aufgegeben. In der Hoffnung, dass ich am Abend einen keimfreien und todschicken Palast bewohnen könnte. Und außerdem war das  mit dem Zustand der Seele ja noch zu prüfen.

Lange Rede, gar kein Sinn: ich bin beim Badputzen ausgerutscht, auf die Wanne geknallt und habe mir eine ordentliche Rippenprellung zugezogen.

Wie uncool ist das denn?

Sich beim Boarden, Kiten, Motorradfahren so etwas zuzuziehen beschert dem Verletzten wenigstens ein anerkennendes Nicken seiner Mitmenschen.

Aber beim Putzen???

Ausgerechnet ich! Beim Putzen!

Ich fasse es nicht.

In der Notaufnahme hat mir die Ärztin dann strahlend mitgeteilt, dass ich glückliche Besitzerin einer Nebenmilz sei und das könnten schließlich nur 10% der Bevölkerung von sich behaupten!

Stark!

Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie ich diese Spitzeneigenschaft zu Geld machen kann und dann steht einer eigenen Putzfrau nichts mehr im Weg!

Published in: on Januar 23, 2009 at 2:13 pm  Kommentar verfassen  

100 Tage

Noch 75 Tage, also.

Nach meinem 100-Tage-Notfall-Plan dauert es noch 75 Tage, bis es nicht mehr weh tut.

Also erst 25 Tage überstanden.
Die erste Hälfte davon deprimiert und heulend.
Die zweite Hälfte nur noch deprimiert.
Geht also bergauf…

Vielleicht noch weitere 25 Tage und ich kann aufhören, M.A.S.H. zu glotzen und ich ertrage das normale TV-Programm wieder.

Und danach vielleicht noch weitere 10 und ich ertrage wieder Menschen um mich herum.
Wer weiß? Möglich wär’s ja.

Habe mir gelbe Primeln für die Fensterbank gekauft.
Dem sibirischen Winter zum Trotz.
Habe sie gehegt und gepflegt.
Aber vielleicht hätte ich sie nicht so vollquatschen sollen.
Dann wären sie vielleicht auch nicht eingegangen.
Vermutlich Selbstmord.
Verschissenes Primelweichei!

Published in: on Januar 23, 2009 at 12:42 pm  Kommentar verfassen  

Unter Wasser

Heute ist wieder einer dieser Tage, an dem es sich anfühlt, als sei man unter Wasser.

So, als wäre man in einem riesigen Aquarium und von allen anderen durch eine dicke Glaswand getrennt.

In Wasser gepackt.

Als würde man nichts hören und sich nur schwer bewegen können.

Ist manchmal nicht das Schlechteste, wenn man sich den Quatsch nicht anhören muss.

Aber unter Wasser fällt das Atmen schwer.

Im richtigen Leben manchmal auch…

 

Es gibt dieses Lied, das grob übersetzt so viel sagt wie:

Du bist die Größte, wenn es darum geht, nicht zu gehen.

 

Manchmal sollte man eben einfach gehen.

 

Habe ich gemacht.

Letzten Samstag.

Einfach aufgestanden und gegangen.

 

Nicht so endcool, wie es hätte sein können:

  • Dosenbier austrinken,
  • Dose zerknüllen,
  • kurz in die Ferne schauen,
  • aufstehen,
  • Richtung Lagerfeuer gehen,
  • Lagerfeuer auspinkeln (vorausgesetzt, man ist ein Mann und hat entsprechend getrunken)
  • und in der Dunkelheit verschwinden.

 – ist ein alter Jugendtraum, der einzig und allein am „Mannsein“ scheitert…

Mein Abgang war aber ähnlich:

  • Flaschenbier ausgetrunken,
  • ins Lagerfeuer gestarrt,
  • Bier abgestellt (zerknüllen ging halt nicht…),
  • grußlos in der Dunkelheit verschwunden und…
  • beim Ausparken nagelneuen Golf gerammt.

Ja, ich gebe zu, nicht wirklich optimal, aber beim „Lagerfeuer-auspinkeln“ lauern schließlich auch Gefahren…

Und gegen die ist man nicht versichert…

Published in: on Juli 22, 2008 at 8:21 pm  Comments (1)  

…überschätzt

Ich finde ja, dass es schon schwierig genug ist, über dreissig zu sein und keinen Schatten zu haben.

Also keinen massiven, überdimensionierten Schatten, der Dich barfuss und mit alten Plastiktüten beladen durch die Fußgängerzone marschieren läßt und Dich zwingt, Deine Mitmenschen vor UFOs zu warnen.

Andere, normale, kleine Schatten sind ok.
Hat jeder.

Und ich kann von mir behaupten, meine Schatten zu kennen.
Und fast zu mögen.
(Na gut, das ist jetzt vielleicht übertrieben, aber wir haben uns angefreundet, meine Schatten und ich. Sie sind nun Mal da und man muss mit ihnen auskommen. So wie mit meinen türkischen Nachbarn, die jeden Freitag auf die Kehrwoche bestehen…)

Und ausgerechnet ich treffe einen Menschen, der die Personifizierung eines ausgewachsenen Dachschadens ist. Selbstverliebtheit und Egomanie inklusive.
Starterpaket, sozusagen.

Was mich am meisten wundert ist, wie sehr man sich selbst in Frage stellt, wenn eine Arschgeige des Weges kommt.

Ich habe Mal gelesen, dass das eigene Selbstwertgefühl wie ein Bankkonto ist, auf das man laufend einzahlt. Bis dann etwas passiert, das Dein Konto völlig leerräumt, d.h. Dein Selbstwertgefühl komplett zerbröselt, und Du wieder von vorne anfangen kannst.

Das Gute daran ist, dass ich weiß, wie es ist, wenn das Konto völlig leergeräumt ist. Also fühlt es sich nicht so fremd an, wieder ganz von vorne anfangen zu müssen. Im metaphorischen, wie auch im betriebswirtschaftlichen Sinne. ABSOLUT PLEITE!

Das Schlechte daran ist, dass man selbst schuld ist. Schließlich wurde man ja auch nicht aufgefordert, den anderen maßlos zu überschätzen.

Tja, ich schätze, dass das so bleibt.
Das mit dem Konto und den Schatten und den Arschgeigen.

Nicht schön, wenn man bedenkt, dass man noch ein paar Jahrzehnte zu überstehen hat.

Gar nicht schön.

Aber was soll’s…
Das Gute am „über-30-sein“ ist ja, dass man weiß, dass nichts für immer weh tut.
Jeden Tag ein bißchen weniger.
Und dann kann man die erste Überweisung auch schon wieder ausfüllen.

Und hoffen, dass es das nächste Mal nicht geben wird…

Published in: on Juli 15, 2008 at 9:08 pm  Kommentar verfassen  

Chuck Norris made my day…

Was’n Scheißtag!
Ich wusste gar nicht, wie lange eine viertel Stunde sein kann, wenn man einfach nur dasitzt und die Zeiger anstarrt.
Ich habe diese Küchenuhr.
Sie sieht aus, wie ein Tetra-Pak Milch und als Sekundenzeiger läuft eine Kuh im Kreis.

Den ganzen Tag.
Die ganze Woche.
Das ganze Jahr.

Unbeirrbar.

Ich wünschte, ich wäre wie sie.

Unbeirrbar.

Bin vorhin nach Hause gefahren.
35 km.
Und am liebsten wäre ich weitergefahren.
Einfach weiter, um irgendwo anzukommen, wo alles anders ist.
Nicht besser. Nur anders.
Dieses Gefühl hinter mich lassen, dass alles irgendwie schon Mal dagewesen ist.

Andere Jahreszahlen.
Andere Orte.
Andere Namen.
Und doch alles gleich.

Nur dass in K. die Welt zu Ende ist.
Sackgasse.
Nur der See.
Im Auto habe ich mich gefragt, wie es wohl wäre, das Lenkrad loszulassen und zu nehmen, was kommt.
Meine einzige Erkenntnis: mein Auto zieht nach links.

Außerdem habe ich mich gefragt, warum mich Menschen immer noch, nach immerhin über 30 Jahren, derart entsetzen können.

Ich wünschte, ich könnte mich an eine Theke setzen und der Barkeeper würde mich kennen und ich könnte in mein Bier starren.
In mein siebenundzwanzigstes.
Und Chuck Norris würde neben mir sitzen und schweigen.
Und ich könnte dann nach Hause gehen.
Mit der Gewißheit, alles getan zu haben.

Aber so sitze ich hier und schreibe.
Und es ändert nichts.
So wie fast nie irgendetwas etwas ändert.

Ja, ja. Wahrscheinlich bin ich der Alien und alle anderen sind ganz normal.

Aber ich bemühe mich, das kannst Du mir glauben.

Nur – nach einigen Sätzen (lass es einige Wochen sein) – möchte ich nicht Mal im selben Telefonbuch stehen wie die…

Und das heute dann…

Für mich ist es so, dass ich mich frage, ob es solche Menschen, wie die in diesen Büchern, wirklich gibt.

Und wenn ja, wo zur Hölle sie sich rumtreiben!

Und dann wüsste ich noch gerne, wer die Antworten hat.
Und was sie kosten.

Sieht so aus, als müsste man warten.
Bis zum Ende.

Und während ich mein Bier trinke, habe ich beschlossen, alles zu ändern.
Wieder einmal.

Danke Chuck!

Published in: on Dezember 25, 2007 at 1:02 am  Kommentar verfassen  

Don’t mess with Texas

Habe das Wochenende mit einer belgischen Arbeitskollegin, deren holländischem Mann und ihren zwei Kindern in Holland verbracht und ungefähr 400 Weihnachtsplätzchen gebacken.
Nein, nicht SOLCHE Plätzchen… so richtige, mit Konfitüre und Kokos und sowas.
Eigentlich dachte ich, dass es ziemlich stressig werden wird, weil ich es nicht gewohnt bin, mit Kindern Zeit zu verbringen.
Aber es war richtig nett.
Habe stundenlang mit einem als „zwarte Piet“ verkleideten
5-jährigen Tischfußball gespielt – in Zeitlupe.
Zuerst hatte ich mir überlegt, ihn aus pädagogischen Gründen platt zu machen.
Aber das habe ich verschoben. Zumindest bis er 7 ist.

Und gestern habe ich mich mit unseren texanischen Kollegen angelegt…
Rein trinktechnisch, versteht sich.
Junge, Junge, wo schütten die denn das ganze Zeug hin?
Aber als alter Dallas-Verehrer war es, als würde ich mit J.R. trinken und seine neueste Gemeinheit feiern.
Und jetzt bin ich seit 5.30 wach, verkatert und fühle mich wie Sue Ellen!

Tja, so ist das eben, wenn man nicht in der eigenen Liga spielt!

Published in: on Dezember 11, 2007 at 6:49 am  Kommentar verfassen